Aus der Geschichte

Lusina, der vorrömische Name für LüSiegel sen, wird erstmals im Jahre 893 in einer zu Regensburg ausgestellten Urkunde genannt, wo König Arnulf dem Bischof von Sabiona (Säben über Klausen) die Wälder von Lüsen („forestis ad Lusinam“) zurückgibt. Die dort angeführten Grenzen decken sich im wesentlichen mit jenen des von 1313 bis 1803 bestehenden Gerichtes und der heutigen Gemeinde Lüsen. Einzelne Güter des inzwischen nach Brixen verlegten Hochstiftes werden 990 „in loco Lusina“ genannt. Im ältesten Brixner Urbar von 1253 scheinen mehrere Schwaighöfe („swaigeri in Lusna“) auf. Eine genaue Anführung der Höfe ist im Urbar von 1350 enthalten. Die Gemeinde war in sieben Oblate (obulus = Abgabe) unterteilt, aus denen die Fraktionen der heutigen Gemeinde hervorgegangen sind: Kreuz, Berg, Huben, Dorf, Rungg, Flitt und Petschied.

1147 nennt eine Urkunde „Henrici sacerdotis illis temporibus Lusune“, den ersten Pfarrer der St.-Georgs-Kirche von Lüsen. Die heutige Kirche wurde um 1470 im gotischen Stil erbaut, aber erst 1502 fertiggestellt und geweiht. 1773/75 wurde die Pfarrkirche barockisiert. Nach dem großen Dorfbrand des Jahres 1921, der 29 Gebäude und die Pfarrkirche beschädigt hat, wurde die Kirche renoviert, vergrößert und vom Priester Johann Oberkofler ausgemalt. Besonders wertvolle Gegenstände der Kirche sind das Taufbecken (Anf. 14. Jh.), die „Schmerzens-mutter“, eine Pieta` aus dem Jahre 1415, und die got. Monstranz, die „Christoffer mgr.“ im Jahre 1490 machte. Die drei Altäre aus Holz wurden 1817 errichtet. Die Bilder dazu schufen Johann Oberkofler (1960), Georg Kachler und Josef Renzler.

An der Nordseite des Friedhofes steht die einzige Kilian-Kirche Tirols. Sie wird als Kapelle 1243 erstmals genannt, wurde von Pfarrer Georg Bücherle im 15. Jh. vergrößert und 1495 mit einem Flügelaltar ausgestattet, der 1882 von den Malern Rudiferia neu gefaßt wurde. Der Marienaltar wurde 1661, der Antoniusaltar 1683 geweiht.

Drei Kilometer weiter hinten im Tal, in der Fraktion Petschied, steht die Kirche zum hl. Nikolaus, Patron der Wanderer. Sie wird 1446 erstmals genannt. 1513 sowie 1692 wurde sie vergrößert und 1685 mit einem Turm versehen. Die Statuen des Altares (1490 / 1883) wurden sichergestellt und durch Kopien ersetzt. Die Kirche wurde vermutlich auf dem Platz eines alten Quellheiligtums errichtet, denn links am Altar entspringt eine Quelle, dessen Wasser durch den Altarraum hinaus in einen Brunnen fließt. Über der Kirche, auf dem Gschlierer (Faller) Bühel, hat der Archäologe Adrian Egger 1917 Tonscherben gefunden, die der Bronzezeit (2300-1000 v. Chr.) zugeordnet werden. Der Name Gschlier (von castilir) läßt eine Wallburg am einst viel begangenen Übergang in die Dolomitentäler vermuten.

Kapellen stehen ferner seit 1751 bei Villpeder in Lüsen Berg, seit 1913 auf dem aussichtsreichen Hügel von Flitt und ab 1676 am vielbegangenen Wanderweg nach Rodeneck in Lüsen Kreuz.

Beachtenswert ist der Mairhof, der obere Küchenmair des Fürstbischofs, der bis 1942 mit rund 600 ha Besitz wohl der größte Hof war. Hier wohnten um 1200 die „mayr, villicus de Lusina“, später die Herren von Stempfl, Richter zu Gufidaun und von 1425 bis 1740 die Herren von Mayrhofen zu Koburg und Anger. Lüsen ist seit 1979 mit der Gemeinde Steffenberg in Hessen, Kreis Marburg / Biedenkopf, verschwistert. Paul Detomaso

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